Kreativflächen im Stadtraum

Am 1. Juni 2019 traf sich die »Ständige Konferenz« in den Räumlichkeiten der »Contemporallye« in einem ehemaligen Friseursalon in Haunstetten. Das Thema: »Kreativflächen im Stadtraum. Bürger*innen-Sache und/oder kommunale Aufgabe?« Vor über 30 anwesenden Kulturschaffenden wurden an diesem Nachmittag Projekte in diesem Kontext vorgestellt.

Kulturpark West – vielkulturell und selbstverwaltet

Der Kulturpark West stellt sich neu auf: Neben der Umnutz des BAY WA-Areals zum Herbst 2019 (112 Räume auf 3.200 Quadratmetern) und der schon 2018 realisierten Filale D 153 in Augsburg-Ost (85 ausvermietete Kreativräume auf 2.800 Qudratmetern) werden bis Frühjahr 2020 in Friedberg das Kegelzentrum (Live-Kneipe und Veranstaltungshalle), bis Herbst 2019 in Königsbrunn das Schäffler 17 (18 Räume) unter dem Dach der Kulturpark West gGmbH entstehen. Die Filalen Ballonfabrik (35 Räume auf 1.500 Qudratmetern und Direktion (15 Räume auf 550 Qudratmetern) in Oberhausen sind langfristig gesichert. Als Nachfolge des Kulturparks auf dem Reese-Areal also eine bunte Reihung von Satelliten im Großraum Augsburg. Die gGmbH stellt sich als regionaler Kulturakteur mit knapp 10.000 Quadratmetern preis- und servicegünstiger Kreativflächen auf. www.kulturparkwest.de

Hoher Weg – Artist and Residence? Eine Raumfrage

2015 von Jürgen Kannler und Michael Bernicker als Initiative Hoher Weg gegründet und 2016 in den Hoher Weg e.V. überführt, lädt der Verein Künstler*innen aus Europa ein, die zum Thema »Utopie des Friedens« künstlerische Antworten oder Fragen zum Thema entwickeln und zur Auseinandersetzung stellen. Die Ergebnisse des Artist-in-Residence-Aufenthaltes werden im Rahmen des Friedensfestes unter dem Titel »Welcome in der Friedensstadt« präsentiert. Allen Projekten gemeinsam ist die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum. In Königsbrunn prüft der Verein gerade die Möglichkeit, innerhalb eines kulturellen Zentrums Wohnen und Arbeiten für residierende Künstler in einem »Kümmerer-Konzept« zu realisieren. Wünschenswert wäre dies auch in Augsburg. Diese Möglichkeiten auch mit der Stadt auszuloten, ist ein Projekt, das der Hohe Weg e.V. in diesem Jahr vorantreiben möchte.
www.welcome-in-der-friedensstadt.de

Wolkenkuckucksheim – Genossenschaftliches Bauen und Wohnen

Unter dem Titel »Wolkenkuckucksheim« arbeitet eine kleine Gruppe von Bürger*innen an der Gründung einer Genossenschaft. Wie möchten wir wohnen? Wo ist der Raum, um Bedürfnisse zu verwirklichen? Wie soll das gehen, wenn Haus und Boden scheinbar unerreichbar verhandelt werden? In mehreren Arbeitsgruppen diskutieren sie über gemeinschaftliches Wohnen und Zusammenleben, die Verbindung von Wohnen und Arbeiten – sowie die Frage, wie und wo man dies in einer Stadt wie Augsburg finanziell tragbar umsetzen kann.

Club & Kulturkommission Augsburg – Austausch und Vernetzung

Die Club- und Kulturkommission Augsburg e.V. wurde 2016 gegründet. Der Verein zählt 16 Gründungs-mitglieder quer durch alle Bereiche der Augsburger Gastronomie, der Musikbranche und der Club- und Kulturszene. Die Club & Kulturkommission Augsburg e.V. soll sowohl die wirtschaftliche Potenz als auch die kulturelle Kompetenz der regionalen Clubs und Kulturveranstalter widerspiegeln und somit als ernstzunehmende und aussagefähige Stimme in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Dabei geht es weniger um Partikularinteressen als vielmehr um eine Verbesserung der Allgemeinsituation der Branche. Ziel dieser Kooperation ist ein fairer und angemessener Austausch und die Vernetzung unter allen Mitgliedern, die Förderung der Live- und Clubszene, der kulturellen Aus- und Weiterbildung sowie der Kommunikations- und Erfahrungsaustausch der Vereinsmitglieder untereinander. Darüber hinaus sollen gemeinsame Belange und Notwendigkeiten gegenüber der Stadt Augsburg und verschiedenen Behörden mit einer Stimme diskutiert und verhandelt werden können. Die Club & Kulturkommission Augsburg e.V. möchte ebenso kulturpolitische Botschaften in der Öffentlichkeit und gegenüber Medien und Politik vertreten. Die Musik- und Kulturförderung unter besonderer Berücksichtigung der Live- und Clubszene in der Region Augsburg soll unterstützt und gefördert werden. Zudem verfolgt der Verein den langfristigen Zweck, eine kulturelle und professionelle Aus- und Weiterbildung zu fördern und auch Konferenzen, Seminare und Workshops sowie sonstige repräsentative Projekte und Ereignisse anzubieten und zu veranstalten. Mitglieder und Partner der Club-und Kulturkommission sind unter anderem Kantine, Spectrum, Grandhotel Cosmopolis, Karman e.V., Raumpflegekultur e.V., Bobʼs Gastronomie- und Veranstaltungs GmbH, Stadtjäger Augsburg, Beim Weissen Lamm und Heyzel Coffee.
www.clubundkultur.com

Gaswerk – Industriedenkmal wird Kreativquartier

Das Gelände des ehemaligen Gaswerks an der Schnittstelle der Stadtteile Oberhausen, Bärenkeller und Kriegshaber wandelt sich rasant. Das über 100 Jahre alte Bauensemble wird in den kommenden Jahren von den Stadtwerken Augsburg (swa) in Kooperation mit der Stadt Augsburg Schritt für Schritt zu einem Areal für Kultur- und Kreativwirtschaft sowie die Theater-, Kunst- und Musiksze-ne der Region entwickelt. Rund 30 Millionen Euro wurden dabei von den swa in den ersten Bauabschnitt investiert, um das historische Ofenhaus umzubauen und einen daran anschließenden Neubau sowie ein Parkhaus zu errichten. Dieser Komplex ist die neue Heimat für die Brechtbühne des Staatstheaters Augsburg, das dort eine Spielstätte für Schauspiel und Ballett samt den dazugehörigen Büros und Werkstätten vorfindet. Von den weit mehr als 100 Ateliers und Übungsräumen, die über die Stadt als Hauptmieterin in den kommenden Jahren von Künstlerinnen und Künstlern bezogen werden können, sind bereits ein Drittel in Betrieb. Mit der Eröffnung des Restaurants mit Bar im Ofenhaus sind alle drei Bereiche dieses neuen Kulturorts am Start. Neben weitläufigen Open-Air- und Eventflächen, werden auf dem rund 70.000 Quadratmeter großen Gaswerkgelände in einer weiteren Ausbaustufe auf rund 40.000 Quadratmetern vor allem Gewerbeeinheiten für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft geschaffen.
www.sw-augsburg.de

Stadtraum – Taubenschlag und Green Belt

Der Stadtraum e.V wurde 2016 gegründet und hat es sich zum Ziel gesetzt, öffentliche Kultur als Mitgestalter der Stadtgesellschaft zu etablieren. Das Projekt »Taubenschlag« möchte Plätze der Stadt beleben und ihnen mit Musik, Kultur und Kunst eine neue Bedeutung verleihen. So sieht der Verein im öffentlichen Raum mehr als nur einen Weg zum Konsum – einen Ort des gelebten Miteinanders, der Demokratie und des Austauschs. Heuer präsentiert der »Taubenschlag« im Rahmen des Hohen Friedensfestes vom 21. Juli bis 8. August sein Programm auf dem Moritzplatz. Ein weiteres wichtiges Projekt von Stadtraum e.V. ist das »Green Belt«-Festival, ein Open-Air, das mit Picknick, DJ-Sessions und Kleinkunst auf öffentlichen Grünflächen stattfindet. Bespielt wurden unter anderem der Rote-Tor-Park und der Autobahnsee.
www.stadtraumev.de/

Pareaz – Kunst und Soziokultur am Helmut-Haller-Platz

Pareaz e.V. hat zusammen mit dem Quartiersmanagement Oberhausen ein Projekt der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit mit dem Titel »Bringʼ den Haller auf den Platz!« gestartet. Haller ist die unbestrittene Lichtgestalt des Augsburger Fußballs. Sein Weg zum Erfolg, sein Leben sowie sein Engagement für die Jugend sind Themen, die mit Projektteilnehmer*innen erforscht, diskutiert und gestalterischumgesetzt werden. Eine Stadtteilforschungsgruppe erschließt vorhandenes Material neu und interviewt Zeitzeug*innen. Produkte wie eine Dauerausstellung am Platz, eine virtuelle Ausstellung unter www.helmut-haller-platz.de und ein Stadtteilwalk werden entstehen. Die feierliche Eröffnung der Ausstellung ist mit einer Geburtstagsfeier am 21. Juli ab 17 Uhr verknüpft. Helmut Haller wäre 80 Jahre alt geworden. Eine große Zahl an Akteur*innen aus der Sozial-, Jugend- und Bildungsarbeit und Gewerbetreibende, die Fußballszene, migrantische Vereine bis hin zu städtischer Verwaltung/Politik sind in das Projekt einbezogen. Es hat sich herausgestellt, dass sich das Fußballthema hervorragend eignet, Bewohner*innen und soziale Akteur*innen für ihr Quartier zu aktivieren. Die städtische Konf liktprävention erfährt buttom-up eine Unterstützung durch dieses zivilgesellschaftliche Engagement. Es ist ein spannender Prozess der Projektentwicklung und Projektumsetzung, in enger Kooperation von Verwaltung und NGOs. Viele neue Ideen, das Geschehen am Platz positiv mitzugestalten, sind entstanden. Ab Herbst erarbeiten Jugendliche unter medienpädagogischer Anleitung einen Audiowalk durch ihren Kiez. Außerdem soll ein Stadtteilblog über das Fußballthema hinaus in Form von Bürger*innen-Journalismus entstehen. Das Ordnungsreferat hat seine Unterstützung zugesagt. Auch Aktion Mensch fördert das Projekt.
www.helmut-haller-platz.de

Die Bunten – Streetart und Urbanart

Die Bunten e.V. ist ein Verein zur Förderung der Graffitikultur. Seine Arbeit basiert auf einem 3-Säulen-Konzept: Das Verständnis für Streetart und Urbanart als legale Kunstformen soll in der Bevölkerung geschärft werden, mehr Kunst soll in der Öffentlichkeit zu sehen sein, die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt werden. Ebenso geht es bei den Bunten um das Thema Prävention, den richtigen Umgang mit Graffiti und den Anschluss an eine legale Szene. Der Verein möchte Jugendkultur auf freien Flächen aktiv fördern. In der Region bietet er mehrere legale Grafittiflächen – im Univiertel, an der Haunstetter Straße, Pfarrer-Bogner-Straße, Sportanlage St. Ursula/Innenstadt, Reese Theater/Ober-hausen, im Flößerpark/Lechhausen sowie in Friedberg. Darüber hinaus ist der Verein im Rahmen von Workshops und Aktionen bei diversen Events aktiv.
www.diebuntenev.jimdo.com

Dokumentation von Janina Kölbl