Willkommen im Minenfeld

Die Kultur könnte eine Gewinnerin der letzten Kommunalwahl werden. | Am 16. März wurde die bürgerliche Mehrheit von CSU, CSM und Pro Augsburg abgewählt. An ihre Stelle wird in den kommenden Jahren eine schwarz-rot-grüne Koalition Regierungsverantwortung in Augsburg übernehmen. Die meisten der politisch denkenden Vertreter der kulturellen Szenen begrüßen diese Entwicklung.

Mit Kultur lässt sich vielleicht keine Wahl gewinnen, aber sie kann damit entschieden werden, auch in Augsburg. Der abgewählte Kulturreferent Peter Grab hatte aus dem Lager der Kulturmacher und -liebhaber nichts mehr zu erwarten. Er und sein Bürgerverein Pro Augsburg wurden nicht zuletzt auch dafür abgestraft, dass der politische Quereinsteiger es zu keinem Zeitpunkt seiner Amtsperiode verstanden hat, sich als oberster Lobbyist der Kultur in Szene zu setzen. Diesen unhaltbaren Zustand haben die Protagonisten der verschiedenen Szenen beendet. Nicht nur mit ihrer persönlichen Wahlentscheidung, sondern auch mit der vorhergehenden Arbeit ihrer Vertreter in der STÄNDIGEN KONFERENZ.

Wenn am 2. Mai aller Voraussicht nach Thomas Weitzel vom Stadtrat zum neuen Kulturreferenten gewählt wird, findet das bei weiten Teilen der Kulturschaffenden Zustimmung. Er ist wohl die einzige Person, die ohne Ausschreibung der Stelle eine so breite Akzeptanz aus den Szenen erfährt. Die zahlreichen Hintergrundgespräche von Unterhändlern der neuen Koalition mit Vertretern der Kultur zur Personalie werden zu einer ähnlichen Einschätzung geführt haben.

In seinen langen Jahren als Kulturamtsleiter in Augsburg entwickelte sich der gelernte Dramaturg nicht nur zu einem versierten Verwaltungsfachmann und international agierenden Festivalmacher. Weitzel gelang es in dieser Zeit, trotz enger Budgets eine tragfähige Vertrauensbasis zu den Machern aus den verschiedensten Kulturbereichen aufzubauen. So war er auch für die STÄNDIGE KONFERENZz von Anfang an ein wertvoller Gesprächspartner. Zu seinen wichtigsten Aufgaben im neuen Wirkungsfeld gehört nicht nur die Neuordnung von Themen wie Brecht oder Mozart. In Weitzels Amtszeit wird der Umbau des Stadttheaters zum Kulturzentrum für alle Bürger ebenso fallen wie die Entwicklung eines Leitbildes Kultur und des dazugehörenden Kulturentwicklungsplans. Und ihm wird nicht viel Zeit bleiben, die Kultur auf Kurs zu bringen. Willkommen im Minenfeld!

Von Jürgen Kannler