Forderungen an die Kultur- und Bildungspolitik

Schreiben der Initiative Denkort Halle 116 an die Fraktionen im Stadtrat und Parteien zur Kommunalwahl .

Sehr geehrte Damen und Herren,
für die Kommunalwahl im nächsten Jahr möchte die Initiative Denkort Halle 116 Ihnen einige Wünsche unterbreiten in der Hoffnung, dass diese in Ihrem Wahlprogramm Berücksichtigung finden. Im Juli 2019 wurden in der Halle 116 mehrere Ausstellungen präsentiert und mit Führungen erläutert. Das Interesse und die Resonanz der Besucher waren durchwegs sehr groß und positiv. Sicher konnte sich der ein oder andere von Ihnen vor Ort über die Möglichkeiten eines zentralen Erinnerungs- und Gedenkortes im ehemaligen KZ-Außenlager von Dachau und der Sinnhaftigkeit eines solchen Ortes, nicht nur für Augsburg, sondern auch für die Region Schwaben, begeistern. Für dieses Jahr ist der Kauf der Halle durch die Stadt Augsburg vorgesehen. Interimslösungen, wie die Ausstellungen im Juli bereits gezeigt haben sind in Umsetzung bzw. in Planung.
Für uns als Initiative, die seit 2001 für den Bestand der Halle eingetreten ist, ergeben sich nach dem Kauf der Halle einige Punkte die angegangen werden müssen. Hierbei gehen wir von einer mittelfristigen Entwicklung und Nutzung der Halle aus. Die schrittweise Nutzung der Flächen bietet den Vorteil, dass Freiräume für künftige Entwicklungen und Erweiterungen gewahrt bleiben.
Im Einzelnen sollte

  • Als Grundlage der Entwicklung das Konzept von Prof. Gassert herangezogen werden.
  • Die Festlegung eines Bestandsschutzes für die Halle und das Umfeld, z.B. in Form einer Erhaltungssatzung, die auch zukünftige Gremien binden, erfolgen.
  • Die Entwicklung eines Trägerkonzepts für die gesamte Halle in Angriff genommen werden. Durch einen gemeinnützigen Träger (z.B. Stiftung) ergeben sich Möglichkeiten, zusätzliche finanzielle Mittel zu generieren.
  • Keine kommerzielle Nutzung – auch von Teilen der Halle – die nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Erinnerungsort stehen (z.B. Bewirtung eines Treffpunkts) erfolgen.
  • Durch eine jährliche Einstellung von Mitteln in den Haushalt die schrittweise Nutzung der Halle ermöglicht werden.
  • Im Westbau eine zeitnahe Nutzung (z.B. zur Durchführung von Workshops, Räumlichkeiten für Initiativen, die die Interimslösungen unterstützen bzw. durchführen) der vorhandenen Räume durch Infrastrukturmaßnahmen wie zusätzliche Bestuhlung, Tische, funktionsfähige Heizung, einen WLAN-Anschluss etc. ermöglicht werden.
  • Die Einbindung verschiedener Organisationen, Initiativen und/oder Einzelpersonen, die sich in der Erinnerungsarbeit engagieren, gewährleistet sein. Dies beinhaltet auch eine kostenlose Nutzung von Räumlichkeiten als Wertschätzung der eingebrachten ehrenamtlichen Tätigkeit.

Die SprecherInnen der Initiative stehen Ihnen für Gespräche sehr gerne zur Verfügung. Darüber hinaus werden wir uns auch weiterhin an der Umsetzung eines würdigen Erinnerungsortes beteiligen. Die Chancen, die sich für die Bürgerschaft mit einem zentralen Erinnerungsort in Augsburg und Schwaben im Rahmen der Kultur- und Bildungspolitik ergeben, sollten von allen zukünftigen Stadträtinnen und Stadträten aufgegriffen und umgesetzt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dietmar Egger, Marcella Reinhardt, Tobias Brenner, Dr. Harald Munding – SprecherInnen der Initiative Denkort Halle 116