Lernort Frieden

Der Kulturbeirat befasste sich erneut mit der Halle 116 im Sheridan-Park und fordert eine Anpassung des Bebauungsplanes. | Ab Mai 1944 fungierte das Gebäude den Nazis als Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau. Später wurde es vom US-Militär als Fahrzeughalle genutzt. Seit Jahren liegen der Stadt Augsburg Vorschläge vor, wie die Halle 116 als Dokumentationszentrum, als Denk- und Erinnerungsort, aber auch als Begegnungsstätte genutzt werden könnte. Zuletzt hat der Stadtrat beschlossen, nur einen Teil des Gebäudes als Lernort des Friedens zu entwickeln und den weitaus größeren Teil als Gewerbefläche freizugeben. Diese Pläne lagen nun aus und sorgten zum Teil für Unverständnis. Denn in der politischen Diskussion war man schon weiter. Aber der Stadtrat hat seinen Beschluss vom Herbst letzten Jahres bislang nicht revidiert. Das gilt es aus Sicht des Kulturbeirats nachzuholen.

Das Gremium fordert, die gesamte Fläche der Halle 116 für kulturelle und soziale Zwecke, insbesondere als »Lernort Frieden« zu nutzen. Gewerbliche Nutzungen und Verwaltungen sollen nur ausnahmsweise möglich sein und auch nur dann, wenn sie angemessen erscheinen. Vorstellbar sind zum Beispiel Künstler*innenateliers, städtische Verwaltungen oder Büros gemeinnütziger Vereine. Eine gewerbliche Nutzung soll nicht komplett ausgeschlossen sein, weil sonst an die Kreativwirtschaft nicht mehr vermietet werden könnte. Auch mit dem äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes muss aus Sicht des Kulturbeirats besonderen verantwortungsbewusst umgegangen werden. Kulturreferent Thomas Weitzel plädierte in der Sitzung dafür, dass die Außenflächen konzeptionell mitgestaltet werden müssen und nicht einfach ein PKW-Parkplatz entstehen dürfte.

Durch das bürgerschaftliche Engagement der Bürgeraktion Pfersee, der Initiative Halle 116 und nicht zuletzt des Kulturbeirats wurden die Weichen gestellt, um eine Fehlentwicklung abzuwenden. Der Kauf der Halle 116 ist in den städtischen Haushalt ist inzwischen aufgenommen. Jetzt muss der Stadtrat weiter nachziehen und die gewerbliche Nutzung zwar ermöglichen, wenn sie in den Bereich der Kreativwirtschaft fällt. Aber gleichzeitig müssen die politische Verantwortlichen ein klares Signal setzen, damit der Charakter der Halle 116 als Lernort des Friedens entwickelt werden kann.

Von Susanne Thoma